Karl Geigers
WWG Autowelt
Saisonende und Aufbruch
von Karl Geiger
Der letzte Sprung der Saison ist gesprungen, der Winter auf den Schanzen ist Vergangenheit. Nach
dem Abschlusswettbewerben im slowenischen Planica habe ich mir zunächst Ruhe verordnet.
Schlafen und sportliche Aktivitäten außerhalb der Schanze standen, zurückgekehrt nach Oberstdorf,
auf dem Programm – und natürlich Nachdenken über die vergangene Saison.
Der Winter hatte gut angefangen. Zwei Weltcupsiege in Klingenthal waren für mich tatsächlich der
perfekte Einstieg in die Saison. Der selbst formulierte Anspruch, zu zeigen, dass man in der Weltspitze
mitspringen kann, dort zu sein, wo die Musik gespielt wird, erfüllte sich zunächst. Ab der
Vierschanzentournee drehte sich sozusagen der Wind und das System passte nicht mehr.
Fortan war es holprig und durchwachsen und die letzten drei Monate waren im Ergebnis
ernüchternd. Die Ergebnisse haben mich durch die Wettbewerbe hindurch nicht zufriedengestellt.
Noch in der Saison habe ich mich in meinen eigenen Ansprüchen zurückgenommen und mich darauf
konzentriert, die Fehler im System zu finden.
Skispringen ist manchmal eine komplexe Angelegenheit. Wenn es an einer Stelle nicht mehr so recht
passt, dann hat man schnell Dominoeffekte, da die einzelnen Elemente zwischen Anfahrt, Absprung
und Flug so verzahnt sind, dass sie sich gegenseitig bedingen. Wackelt ein Posten, wackelt das System
und dann sind 10-15 Meter weniger Weite schnell das gefürchtete Resultat.
Natürlich habe ich intensiv gearbeitet, auch erste Unwuchten identifizieren können, doch in der
Saison bei laufenden Wettbewerben und Reisen ist es mitunter schwer, an diesen Fehlern zu
arbeiten. Es fehlt Zeit und Ruhe gleichermaßen.
So waren die Springen nach Jahresbeginn geprägt durch Nichtkonstanz. Einige gute Ansätze, einzelne,
gute Sprünge waren da, doch ein System, das einen von der Automatisierung her trägt, eben nicht.
Nach der Saison ist vor der Saison.
Froh darüber, dass ich die letzten Springen in Planica trotz schwieriger Bedingungen vor allem gesund
hinter mich gebracht habe, liegt nun der Fokus auf der Strukturierung der Vorbereitung für die neue
Saison. Andere Kollegen haben leider an den letzten Sprungtagen andere Aufgaben bekommen. Viele
Kreuzbandrisse und Knieverletzungen prägten das Saisonfinale. Auch an solchen Stellen muss eine
Saison reflektiert und aufgearbeitet werden.
Ich bin gesund und munter, motiviert und werde nun nach einer weiteren Woche Urlaub für Seele
und Körper, mich daran machen, zunächst die Vorbereitungen zu planen, um sie dann anzugehen.
Das Ziel und der Anspruch sind dieselben geblieben, nämlich um Siege auf den Schanzen
mitzuspringen, Teil der Weltspitze zu sein. Dafür muss nun gearbeitet werden.
Darauf freue ich mich!
Herzliche Grüße
Karl Geiger